Moderator: Lia, wie waren deine ersten Berührungspunkte mit SM, wie setzte es
sich fort, wie gestaltete und entwickelte sich dein Bezug zum Bizarrem?
Lady Lia: Ich erinnere mich an den ersten Demask Katalog, den ich beim Umsteigen am Hauptbahnhof in einem Sexshop vom Verkäufer geschenkt bekommen habe - als Trost, weil er mir altersbedingt keinen Zutritt gewähren durfte.
Die hohen Absätze und ein transparenter Rubber Catsuit im Schaufenster hatten mich angezogen. Mit 15 habe ich mir dann das erste Paar Latexstrümpfe gekauft, dafür hatte ich lange gespart. Ohne Ahnung, wie man damit umgeht, habe ich zum Anziehen leider Babyöl verwendet - das war dann das Aus für die Strümpfe gleich beim ersten Tragen :(
Mit dem darauf folgenden Korsett hatte ich schon mehr Glück. Dieses versteckte ich heimlich unter meiner Alltagskleidung.
Auf der Suche nach Gleichgesinnten zog es mich zu SM-Play-Parties, auch hier kein Einlass ohne Ausweiskontrolle.
Ist ja auch richtig so, trotzdem wusste ich schon immer sehr genau, was ich will und was nicht.
Meinen 18. habe ich dann im Darkside, einem SM-Club in Berlin gefeiert, in der einen Woche war ich gleich drei Mal dort :)
In München lernte ich später auf einer SM-Party eine professionelle Domina kennen. Vermutlich, um meinen unendlich vielen Fragen an diesem Abend zu entgehen, bot sie mir an, sie einem Tag ins Studio zu begleiten :)
Diesen Tag werde ich sicher nie vergessen, es war ein echtes Schlüsselerlebnis für mich. Allein deshalb, weil sie über rund 12 Stunden hinweg einen Gast nach dem anderem empfing und im Besonderem: - Sie mich von der ersten bis zur letzten Begegnung an allem teilhaben ließ.
Alle Besucher bis auf Einen empfanden meine Teilnahme als reizvoll, sie wurden vorher gefragt und stimmten gerne zu.
Ich schaute bei alldem nicht etwa nur zu, sondern agierte frei aus dem Bauch heraus aktiv mit und das kam sowohl bei der Domina, als auch bei deren Besuchern so gut an, dass hinterher durchweg positive Feedbacks kamen.
An diesem Tag stellten sich mehrere Erkenntnisse bei mir ein:
- ich konnte schon viel, ohne jemals eine Einarbeitungsphase durchlaufen zu haben.
- ich war mit Begeisterung bei jeder Begegnung dabei, obwohl ich nach diesen 12 Stunden mehr als durch gewesen bin.
- SM macht riesig Spaß, auch die Eigengestaltung, die Kreativität und das ungehemmte Ausleben eigener Neigungen.
- es gibt so viele Varianten, denen man im Party-SM nie begegnet, die Studioerfahrung hat mir erst deutlich gemacht, wie vielfältig und riesig das Spielfeld sein kann. Absolut faszinierend!
Dennoch setzte ich eigene Ausbildungen und "Fuß-Fassen" in herausfordernden, bürgerlichen Berufen fort, mein Studium
inklusive. Schlicht gesagt: Mit 20 nebenbei als Domina zu arbeiten habe ich mich damals einfach nicht getraut.
Der eine Tag im Studio hat sich trotzdem so tief in mein Gedächtnis gebrannt, dass mir einige Jahre später ein Zeitungsinserat ins Auge sprang - da stand schlicht "Dominante Damen gesucht" und eine Telefonnummer.
Ich griff einfach zum Telefon und vereinbarte einen Termin.
Am Studio angekommen erlebte mein persönliches Deja-Vu, denn es handelte sich um genau dasselbe SM Studio, das ich Jahre zuvor für einen Tag besucht hatte! Unter anderem Namen zwar, trotzdem wusste ich, ich bin soweit, musste gar nicht mehr überlegen, machte Nägel mit Köpfen und unterschrieb den Mietvertrag.
So lief mein Einstieg in den professionellen SM und in dem bewege ich mich mit ungebrochener Begeisterung bis heute.
Moderator: Wie lange bist du denn heute dabei, beeinflussen dich gegenwärtig
Dinge wie Routine, Gewohnheit oder findest du auch weiterhin neue
Herausforderungen? Kannst du dich immer noch so begeistern wie damals?
Lady Lia: Heute bin ich 3 Jahre Domina im Studio und entdecke immer noch ständig neue Sachen.
Ich erfülle allerdings keine Kundenwünsche, die mir widerstreben, auch auf diese Art erhalte ich mir meine Motivation und Freude am Tun.
Moderator: Beziehen wir deinen Besucher mit ein. Wie transportierst du deine
Freude am Tun auf ihn, was ist im Umgang mit dir wichtig, zu wissen?
Lady Lia: Immer sehr von Vorteil ist es, mir weitgehend die Regie und den Fahrplan zu überlassen auf Grundlage beidseitiger Vorlieben und Berücksichtigung von Tabus.
Ich bin sehr kreativ und darin extrem gut, allzu enge
Vorgaben können das Ganze unnötig einschränken, sofern sie mir keinerlei Spielraum lassen.
Moderator: Also dich mal machen lassen, alles klar. Vor der eigentlichen
Begegnung erfolgt der Vorkontakt, die Phase der Annäherung - oftmals in dessen Bedeutung unterschätzt. Was ist dir im Vorgespräch bzw. - kontakt wichtig?
Lady Lia: Tiefergehende Gespräche, das Kennenlernen an sich, erfolgt mit mir
weitestgehend persönlich und direkt.
Ich möchte meinen Besucher in die Augen schauen können.
Mails oder Telefonate ersetzen dies noch nicht mal ansatzweise, also
halte ich mich diesbezüglich etwas knapper.
E- Mails wären nur dafür geeignet, grob den Rahmen abzustecken, ersetzen können sie das erste persönliche Gespräch nicht.
Und falls mein Gegegenüber im Anschluss doch einen Rückzieher machen würde, wäre das auch kein Problem. Da das wirklich eine Ausnahme ist, kann ich es so unverbindlich und locker handhaben.
Moderator: Deine Überzeugungskraft ist stark ausgeprägt, wie auch deine
Ausstrahlung insgesamt - sowas würde mir ebenfalls nicht in den Sinn kommen :-)
Ich möchte dir mal zwei, wie ich es bezeichne, " Phrasen " vorhalten und bitte dich um deine Statements dazu.
1. " Domina muss Männerhasserin sein " und
2. " Domina darf keinen Respekt vor dem Sklaven haben ".
Lady Lia: Respekt vor dem Anderen ist immer wichtig - besonders vorher und
nachher.
Mittendrin kommt es auf die Bedürfnisse und Fetische an, wer gedemütigt werden will, wird es auch und da erfüllt Respektlosigkeit während der Spiel-Begegnung natürlich Sinn und Zweck.
Ich denke positiv, habe keine Vorurteile. Den Charakter eines Menschen beurteile ich sicher nicht nach seinen SM-Präferenzen. Dass sich manche Erstbesucher außerhalb der Session für ihre Vorlieben genieren, kommt vor. Die Sorge kann ihnen ich meist sehr schnell nehmen.
Zur "Männerhasserin":
Ohne dazugehörende Emphatie wäre es gar nicht möglich, sich auf Männer einzulassen.
Im Gegenteil empfinde es vielmehr als sehr mutig, wenn sich mein
Gegenüber auch seine abgefahrensten Vorstellungen eingestehen
kann und mit mir teilen möchte.
Menschen, die sich nicht verstecken, verurteile ich niemals - das Gegenteil trifft zu.
Moderator: Kaum eine gesteht es sich ein - dennoch erlebt auch die beste Domina im Laufe der Jahre, dass eine Begegnung in der Wahrnehmung seines Besuchers nicht lief, wie gewünscht und gewollt. Wie würdest du damit umgehen, wenn ein Gast dir damit käme?
Lady Lia: Wenn es an mir gelegen hat, - und ich reflektiere mich sehr stark -,
dann erhält er sein Geld zurück.
Ich habe gelernt, auf meine innere Stimme zu hören und ich muss
innerlich motiviert sein, um in eine Begegnung zu gehen. Daher lege ich Wert auf Pausen und Vorbereitungszeiten.
Ich bin aber wirklich und tatsächlich motivierter denn je, es ist eine
permanente Steigerung und Entwicklung, besonders meine Stammgäste und
jeder, der mich kennt, wissen darum.
Moderator: Wo ziehst du die Grenzen in deinen Erziehungen - bist du
tatsächlich völlig ungehemmt und ausschweifend oder gibt es auch
Restricted Areas?
Lady Lia: Sehr viel hängt von der beidseitigen Chemie ab - natürlich freut sich
auch eine professionelle Domina über einen charmanten Mann, der ihr
einen schönen Blumenstrauß (für mich bitte Brennesseln!) mitbringt und stilvoll zu überreichen weiß..
Freizügigkeit passt sich zudem an den Inhalten der Begegnung an -
möglich ist Einiges, wenngleich nicht alles.
Meine Tabus sind nicht verhandelbar.
Moderator: Der Wunsch vieler Gäste nach gleichgeschlechtlichen Erlebnissen unter strenger Regie der Dominanz ist durchaus verbreitet und beliebt.
Wie kannst du diesen Leuten weiterhelfen?
Lady Lia: Bi-Erziehungen mag ich sehr, mir stehen mehrere Bi-Boys zur Verfügung.
So etwas erfordert aber ausreichend Vorlauf, so ein bis zwei Tage vorher sollte der Termin in jedem Fall abgestimmt sein.
Moderator: Was wird gegenwärtig von deinen Gästen am meisten nachgefragt und was
könnte stärker ausgeprägt sein für die Zukunft?
Lady Lia: Latex und Bondage würde ich gerne mehr betreiben.
Ich verfüge über einiges an Wissen und Können bezüglich auch
ausgefallenen Fessellungen, das Material Latex liebe und schätze ich.
Ansonsten verteilt sich die Nachfrage meiner Besucher recht gleichmäßig zu allen gängigen Fetischen und Praktiken.
Häufig gewünscht sind Stromspiele der nicht schmerzhaften Sorte.
Da ich selbst darauf stehe, kann ich mit meinen Geräten gut umgehen :)
Moderator: Und wie steht es um den weißen Klinikbereich? Was bietest du
dahingehend an?
Lady Lia: Im Rahmen gesetzlicher Vorgaben bin ich umfassend sowie gut aufgestellt in Sachen Klinik.
Meine Kompetenzen kommen nicht von ungefähr, ich verfüge über ein großes Repertoire auch ausgefallener Behandlungsvarianten, immer angepasst an die stets durchzuführenden Anamese.
Moderator: Wie intensiv lebst du deinen SM, wie weit beeinflusst er dein Leben
oder auch nur deinen Tagesablauf?
Lady Lia: Auch Langzeiterziehungen (bis 10 Stunden/Tag) sind möglich, eine 24/7 Domina bin ich allerdings nicht.
Sollte jemand beispielsweise ein ganzes Wochenende mit mir verbringen wollen, bestehe ich auf ein erstes unverbindliches Kennenlernen und enscheide im Anschluss, ob ich mich darauf einlasse oder nicht.
Moderator: Was macht einen Gast "gut" für dich, was an seinem Auftritt ist
dazu geeignet, der folgenden Erziehung einen positiven Verlauf zu geben?
Was kann "er" dazu beitragen?
Lady Lia: Du hast gut erkannt, dass das Wechselspiel, das Miteinander, sehr
wichtig ist.
Mein Gegenüber soll sich wirklich fallenlassen können, dies kann
durchaus auch auf einer gemeinsamen Ebene passieren.
Je besser man den anderen kennenlernt, umso weiter kann man sich auch steigern.
Die Spielführerin bin natürlich immer ich.
Moderator: In welchen Städten bist du gemeinhin anzutreffen?
Lady Lia: Die wichtigste Stadt, meine Base, ist und bleibt München.
Hier bin ich dauerhafter Bezugspunkt für meine Gäste.
Ich bin aber durchaus offen, hin und wieder auch mal für ein paar Tage
zu reisen - zum Beispiel nach Frankfurt.
Moderator: Lia, ich wünsche dir, dass du dir deine Freude am Tun so erhälst wie bisher. Mir gefiel in unserem Gespräch sehr, wie glaubhaft du
rüberkommst und mir verbleibt nur noch, dich nach deinen Kontaktdaten zu fragen.
Lady Lia: Lady Lia
im
Penthouse Elegance
Frankfurter Ring 139
80807 München
Tel.: 0157-56723640
Mail: lady-lia@gmx.de
Threema ID: EYSFNZBR